Dienstag, 31. Januar 2017

Der Winterpalast von Eva Stachniak | Rezension


Eva Stachniak: Der Winterpalast
Originaltitel: The Winter Palace
Historischer Roman
Übersetzt von Peter Knecht
Insel Verlag (21. Januar 2012)
ISBN: 978-3-458-35970-8
532 Seiten




Klappentext


Geheime Gänge, verdeckte Türen, dunkle Nischen: Als die Waise Varvara als Dienstmädchen in den Winterpalast kommt, lernt sie schnell, sich ihre Verschwiegenheit und ihren aufmerksamen Blick zunutze zu machen. Keine Intrige, die ihr entginge, kein Getuschel, das ihren Ohren verborgen bliebe. Schnell wird sie zu einer der wichtigsten »Spioninnen« im Palast. Als die junge Sophie von Anhalt-Zerbst – die spätere Katharina die Große – an den Hof kommt und auf dem Weg zur Macht eine Verbündete braucht, wird Varvara ihre engste Vertraute. Schließlich erklimmt Katharina den Zarenthron – aus der unerfahrenen Fremden wird eine der mächtigsten Frauen ihrer Zeit.

(Quellenangabe:Suhrkamp/Insel)



Rezension


Als ich in der Buchhandlung stand, wollte ich ja eigentlich gar kein Buch kaufen. Ich machte mehr einen Streifzug durch die Regale, um zu sehen was es eben so gibt, als mir dieses Buch in die Hände fiel.
Ja, ich habe es dann vorrangig wegen des Covers gekauft, der Klappentext auf dem Buchrücken (ein kleiner Textauszug aus dem Buch) verrät nicht viel, außer, dass es was mit der Kaiserin Katharina zu tun hat.
Die russische Geschichte interessierte mich jetzt eher weniger. Über die Kaiserin, die später als einzige den Beinamen „die Große“ bekommen sollte, wusste ich bis dahin auch kaum etwas. 
Jetzt im Nachhinein finde ich das Cover noch besser, denn ich vermute es zeigt eben genau das, worum es im Buch geht: Katharina, auf dem Weg zum  Winterpalast, oder auch auf dem Weg zur Kaiserin. 

Dieser Weg war alles andere als einfach. Begleitet wird sie dabei im Buch von der eigentlichen Protagonisten Warwara, Tochter eines Buchbinders, die als Mündel an den russischen Hof unter Kaiserin Elisabeth gelangt. 
Warwara erzählt ihre Erlebnisse bei Hof aus der Ich-Perspektive. Ich bin eigentlich kein Fan von solchen, einseitig erzählten Romanen, aber wurde hier eines besseren belehrt.
Es liegt vermutlich daran, dass Wawara schon bald als Spitzel am Hof über alles bescheid weiß. Dadurch erzählt sie auch Sachen die nicht direkt vor ihrer Nase passieren, was die ganze Geschichte abwechslungsreich und kurzweilig werden lässt.

Auch ihre eigene Geschichte kommt dabei nicht zu kurz. Sie beschreibt zwar umfassend die Ereignisse am Hof, ist allerdings auch immer wieder mit sich selbst beschäftigt. Sie ist auch eindeutig die Protagonistin, die von Anfang an viel zu kämpfen hat.

Es gibt insgesamt 12 Kapitel und einen Epilog, die auf Jahreszahlen aufgeteilt sind. Es werden die Jahre 1743 - 1764 abgedeckt. Wenn man beachtet, dass Katharina erst 1762 Kaiserin wurde, weiß man wie lange man auf das große Ereignis hinfiebern kann, ich jedenfalls habe mich ständig gefragt, wie Katharina es so mancher verzwickter Situation noch schaffen sollte, Kaiserin zu werden. Dass es so enden würde, war ja von vornherein irgendwie klar.

Wie gesagt, ich kannte und kenne mich nicht wirklich in der Russischen Geschichte, den Traditionen und Bräuchen aus. Das hatte zumindest den Vorteil, dass ziemlich interessant für mich war. Ich kann mir aber vorstellen, dass auch Geschichtsprofis ihren Spaß an der Lektüre haben würden.
Ein Nachteil war eher, dass ich die politischen Vorgänge nicht immer sofort und komplett verstanden habe. Im Nachhinein habe ich etwas recherchiert und soweit ich das jetzt feststellen konnte, stimmen die Ereignisse und Namen im groben überein, was mir bei historischen Romanen immer sehr wichtig ist. 
Ob es Warwara tatsächlich gab kann ich nicht sagen. Dadurch, dass man sie schon im Kindesalter kennenlernt, erlebt man ihre ganze charakterliche Entwicklung mit, und kann sich deshalb wirklich gut in sie hineinversetzen. Im Roman wirkt sie jedenfalls genau so real, wie alle anderen Figuren auch.
Die meiste Zeit wa ich mehr an Warwaras Schicksal, als an Katharinas Werdegang interessiert.

Das Buch liest sich erstaunlich gut und bleibt dabei sprachlich seiner Zeit angemessen. Man braucht nicht lange sich in die Geschichte einzufinden. Jedes Mal, wenn ich es aufgeschlagen habe war ich sofort in der Welt des Buches vertieft. 

Es geht um Intrigen und Lügen, um Spionage und Heimlichkeiten. Ganz so wie man sich die Situation bei Hofe vorstellt.

Ein wirklich toller historischer Roman, nicht zu trocken und mit nur wenigen Schwächen. 

4 von 5 Schleifchen!

🎀 🎀 🎀 🎀 - 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen